Going South

Katja Undeutsch, Leipzig (25 Jahre)

Corona, Klimawandel, Krieg, Umweltzerstörung. Steht die Menschheit etwa vor dem Untergang? Und was käme dann nach uns? Ein düsteres Szenario ist der Ausgangspunkt für Katjas Spiel „Going South“. Doch wir erleben das Ende der Zivilisation auf Erden aus einer besonderen Perspektive – nämlich aus der eines Zugvogels, den wir mit einer ziemlich ungewöhnlichen Steuerung durch die Luft bewegen...

Laudatio der Jury:

Der Bienenfresser ist einer der buntesten Vögel Europas. Auf seinem Flug in den Süden legt er innerhalb eines Monats 9000 km zurück! Im Spiel Going South dürfen wir ihn durch einen perfekten Tag begleiten und durchfliegen mit ihm wunderschöne Landschaften, in einer herausragenden, aufwändigen und durchdachten Ästhetik. Es könnte so schön sein… würden wir nicht immer wieder auf verstörende Hinweise treffen, die vom Untergang der Menschheit zeugen: Wir blättern in einer Zeitung aus Post Corona-Zeiten, sehen verlassene Häuser und Autos und verstehen langsam, dass wir uns in einem postapokalyptischen Szenario befinden. Während wir den ruhigen Flug des Vogels mit einem berührungssensitiven Handschuh steuern und seinen unaufgeregten Monologen lauschen, zieht uns Going South mehr und mehr in ein ambivalentes Erlebnis: Apokalypse versus Stille, Schönheit und ein generelles Aufblühen.Während wir als Spielende in einen emotionalen Zwiespalt geraten, sind Lärmbelästigung oder Bienensterben für den Bienenfresser kein Thema mehr. MitGoing Southhat Katja eine besondere Art des Storytellings kreiert, die das kollektive Erleben der Pandemie behutsam aufgreift, verarbeitet und weiterdenkt. Denn durch die Vogelperspektive verschiebt sich sprichwörtlich auch der Horizont, weg vom anthropozentrischen Weltbild – ein Blickwinkel, den auch die Klimakrise dringend einfordert. Die Jury war begeistert und gerührt zugleich und bedankt sich für diese herausragende Einzelleistung mit einer Auszeichnung in der Altersgruppe 21 bis 25 Jahre.